Texte

P H A S E   N

schiffchen

Schiffchen, Schiffchen auf dem Meer
und es kamen noch Schiffchen zuhauf hinterher.
Das Meer weinte leise: „Ich würde euch so
gerne tragen, allein- ich darf nicht.“

„Menschenkind, ich gewährte dir einst
gar mich zu überqueren, doch Menschlein, du scheinst
nicht bei Sinnen zu sein.“, sprach das Meer und erschrak
vor den Küsten, den Schiffchen, dem Mondlicht.

Menschlein, Menschlein über Bord!
Ein Menschlein wirft ein anderes fort.
Das Meer es verstand nicht, wie sollte es auch,
hatt’s doch nie wie ein Menschlein gedacht.

Das Meer sprach: „Mensch, ich bedaure es sehr,
doch ich trage euch alle, oder gar keinen mehr!“
Es verschluckte die Küsten, alle Schiffchen und den Mond,
und es weinte in mondloser Nacht.

wahrscheinlich deshalb dieses stück

Alles zuckt, alles kräuselt sich, absurde Spiralen
im Bauch, in der Seele, im Mund, in den Haaren,
wahnwitzig kreiselnd fängt sich alles ganz langsam wieder ein.

Wenn du dich krämst, wenn dir zumut ist,
als könntest du kaum noch atmen,
so als müsstest du ganz dringend irgendwas in Stücke haun-
bei all meiner Angst, meiner Schwäche,
ich würd so gern dein Hafen sein.

Ich hab dir geschworen: wenn dein Herz zusammenfällt,
hol ich dich heim, und seis vom Ende der Welt!
Und wenn der Himmel heut einstürzen sollte,
das nehm ich niemals mehr zurück!

Komm, wir schwimmen ganz töricht hinaus,
pfeifen auf all den Verstand!
Wir begreifen doch eh nichts,
den Kopf ganz tief in goldgelbem Sand.

Komm, wir tanzen uns Drogen ins Hirn,
und das Leben entzwei!
Weil wir alles sein könnten, und nichts,
und ganz planlos dabei.

Weil ich gar nicht mehr wissen mag,
was schweben ohne dich heißt,
ohne dein Leben,
schenk mir nur ein Körnchen davon,
und ich geh nie wieder fort.

Weil du nicht zu kapieren bist, nirgendwo stillhältst,
nichts dich erfassen kann, wenn du von Stern zu Stern fällst.
Hör ich eben nicht mehr auf die Zeit,
und misstrau jedem Ort.

Weil’s ohne dich etwas zu still ist und kaum,
kaum einer denken kann, geschweige denn Kautabak kaun,
und weil der Himmel langsam einstürzt
fehln mir die Worte,
wahrscheinlich deshalb dieses Stück.

borneo

Ich bau mir’n Mützchen aus Metall,
für den unwahrscheinlichen Fall,
dass alles -wer hätte das gedacht?-
mit einem Mal zusammenkracht.

Vielleicht n Beben, oder -Gott bewahr uns davor!-
Stromausfall.

Wenn, z.B. -ich glaub ja auch nicht, dass das geht-
sich Eurasien auf einmal dreht.
Dann wärn wir ja auf einmal -Himmel, nein!-
ja, wo ganz anders, als daheim!

Diese Mücken, diese Hitze, dieser Leichengeruch,
der vom Pazifik rüberweht.

Es wird ja sicherlich einmal zu Ende gehn,
mit allem, wie’s so läuft, doch wer weiß wann?
Ich bau mir’n Metallmützchen und stell mich schon mal in
der Schlange für die Essensmärkchen an.

Vielleicht trifft uns davor ja noch so’n blinder Meteor,
dem gar nicht klar ist, auf wen er eigentlich hier grad fällt;
all die Mühen, all der Anstand, all die Tugend -stell dir vor!-
es grüßt von Borneo die Elite dieser Welt.

Dann baun wir eben Mangos,
und n bissl Kaffee an.
Und verkaufens für’n Hungerlohn
ans reiche Pakistan.

Der Bruder in nem Flüchtlingsboot vor Grönland
und die Schwester in nem Puff auf Korsika.

Der Papa baut’n Stadion in Lima, kriegt keinen Heller,
und bleibt wohl für immer da.

Der blutige Konflikt mit Österreicht
um die Inseln vor der Küste wird beiderseits
friedlich beigelegt, weil hier alle schlicht totkriegsmüde sind.
Und die Inseln bekommt einfach die Schweiz.

Malaria und Aids und ab und zu sogar die Pest,
und ein Stolz, der uns doch am Leben hält.
Jetzt sind wir schon mal hier, jetzt setzen wir uns fest!
Es grüßt von Borneo die Elite dieser Welt.

deiner würde winzig klein

Woher hast du gewusst, dass ich dich suche?
Wie konntest du ahnen, dass grade du mir fehlst?
Wann hast du dich aufgemacht, um auf mich zu treffen?
Woher weißt du, wie sehr ich mich nach Geschichten sehne,
wie nur du sie erzählst?

Du kommst aus einem Land voller bunter Blumen,
voller wilder Tiere, voller Bilder, voller Mut.
Ich komm aus ner Steppe, wo sich alle gern verkriechen,
sich verstecken,
nimm mich mit, du tust so gut!
Nimm mich mit, du tust so gut!

Ich hör und hör nicht auf an dir zu wachsen.
Wo soll das hinführn? Wie klein
muss ich gewesen sein!
Vielleicht ja sogar mittelgroß,
doch im Vergleich zu deiner Größe,
deinem Lachen,
deiner Würde winzig klein;
Deiner Würde winzig klein.

ein tag und eine nacht

Ein Tag und eine Nacht,
eine Sonne und ein Mond.
Jemand wird leise weggemacht,
der doch grad erst hier ankam,
der doch noch gar nich‘ lang hier wohnt.

Und weil wir nichts, absolut gar nichts an ihr versteh’n,
tut uns die Welt ganz ungeheuer weh,
der is‘ das wurscht, die dreht sich weiter,
die schaut uns nich‘ an und wird sich sicher noch
’ne ganze Weile dreh’n.

Der is‘ das wurscht, die dreht sich weiter,
und wird sich sicher noch
’ne ganze Weile dreh’n.

Es tut mir leid, dass ich jetzt gar nichts sagen kann
über die Sterne und den Mond.
Ich schweig die Tage und ich grab die Nächte an
und werd für nichts
und wieder nichts belohnt.

Da hilft kein Denken, vielleicht hilft ja ein Gebet.
Falls hier noch irgendjemand lebt,
der weiß, wie man das Denken verlernt und wie beten geht,
wie man die Welt verschmezt,
während man nichts, überhaupt gar nichts an ihr versteht.

…der weiß, wie man das Denken verlernt und wie beten geht,
während man nichts, überhaupt gar nichts versteht.

gut nacht

Gut Nacht, singt der Vogel, gut Nacht,
singt er leise sein Lied.
Gut Nacht, und dunkel is schön,
weil man da gar nix mehr sieht.
Im Mondlicht wolln wir ganz seelig
in unsre Spiegel schaun und singen:
Is ja gar nix passiert!
Is ja gar nix passiert!

Gut Nacht, singt der Vogel, gut Nacht,
mag nicht mehr fliegen gehn.
Zu viel flog an mir vorbei,
hab zu viel gesehn.
Wir stehn am Boden und gucken dämlich
in den Himmel und rufen:
Is ja gar nix passiert!
Is ja gar nix passiert!
Is ja gar nix passiert!

Gut Nacht, singt der Vogel, gut Nacht,
singt er leise sein Lied.
Gut Nacht, und fliegen is leicht,
komm’n se doch einfach mal mit!
Wir rudern mit den Armen, da geht gar nix,
es haut uns auf die Fresse, ha!
Is ja gar nix passiert!
Is ja gar nix passiert!
Is ja gar nix passiert!

heilen

Sei gewahr, die Stimme in dir lügt nicht,
die dir sagt, dass dir was fehlt.
Sei dir klar, der Schein des Mangels trügt nicht,
der lautlos klagt und dich zerquält.

Lass dir in die Eingeweide schaun,
spürst du, wie gut das tut?!
Glaube keinem, der dir sagt,
genau so wie es ist, ist es gut…

Denn nichts ist gut! Du musst dich ändern!
Spürst du nicht, wie der Teufel um dein Leben tanzt?!
Doch er hat heut keine Hörnchen auf, und keinen Pferdefuß,
nee, der Teufel bist du selbst, mein Kind, ja, vor dir selbst, da hast du Angst-

und solltest du dich dennoch sträuben
gegen mein so selbstlos vorgebrachtes Angebot,
dann zeigt das nur, dass du wohl innerlich
noch sehr blockiert bist, ach, was sag ich denn,
blockiert?! Du bist ganz einfach seelisch tot!

Lass dich heilen, lass dich heilen,
lass dich heilen, von mir!
Lass dich heilen, lass dich heilen,
lass dich heilen, von mir!

Bis du selbst endlich dein Leid erkennst
will ich dich heilen.
Weil wir alle schließlich leiden
will ich dich heilen.

lieber mond

Schein heut Nacht bitte etwas heller, lieber Mond!
Ich komm aus gutem Hause und ich bin’s nun mal gewohnt
nicht allzu viel zu strampeln, um so gut wie nix zu sehn.
Schein mal etwas freundlicher, schein mal etwas heller, bitteschön!

Und dann schein freundlich auf uns Leute hier herab,
schein in unsre Gärten und auf den Chicorée-Salat!
Schein in unsre Herzen und dann schein mir ins Gesicht,
schein auf unsre Freunde; wie sie heißen wissen wir leider nicht.

Schein nur emphatisch auf unsre dünnen Biographien,
schein mal auf Nairobi und dann schein mal auf Berlin.
Schein auf unsre Müdigkeit, dann schein auf unser Glück!
Schein, erzähl und glänz nur, keine Sorge, wir scheinen nicht zurück…

lied von einem weit weg von daheim

Mir is kalt, ich hab Hunger, und alles geht in‘ Arsch,
kein Dach über’m Kopf, keine Ahnung, ob ich gepokert hab,
in jedem Fall hab ich einiges verlorn.
Nenn’s Zufall, nenn’s Schicksal, nenn’s doch, wie du willst!
Vielleicht ging’s mir ja einst prächtig,
vielleicht wurd ich schon in den Dreck hineingeboren.

Ich weiß es ja grad selbst nicht mehr genau.
Ich weiß nur: Ich hab Hunger und mir is kalt.
Ich erzähl dir morgen alles, ich verprechs dir;

darf ich heut Nacht bei dir wohnen,
in deiner Höhle, in deinem Schloß, in deinem Wald?
Darf ich heut Nacht bei dir wohnen,
in deiner Höhle, in deinem Schloß, in deinem Wald?

Ich komme -ja, von wo wohl?!- von zuhause,
grad nicht dort zu sein, ist nicht schön,
und da sagst du mir -sagst du mir das wirklich?!-
ich kann nicht bleiben, ich solle gehn?!

Siehst du nicht, Mann, es schneit hier wie irre!
Riechst du nicht, dass es hier wie in der Hölle brennt?!
Dann schenk mir wenigstens ne Zugfahrt nach New York,
oder in’n Spreewald, irgendwohin halt,
wo mich erst mal keiner kennt.
Nach New York oder in’n Spreewald, irgendwohin halt,
wo mich erst mal keiner kennt.

samstagnachtfünfstundenblüher

Ein Hengst in Büros auf Stühlen,
eine Diva hinter Schaltern der ING Diba-Bank,
ach nee, die ham ja keine Schalter…
Also ham se auch vermutlich keine Diva da,
die Diba, die gibt’s nämlich nur im Internet,
alle Rates sind dieser Tage so fucking flat,
zum Beispiel die für Vodka-O
beim Junggesellenabschied vom Dario.

Nee, warte, Dario is eigentlich n ziemlich netter Name.
Namen sind eh wurscht, hauptsache Spaß, und das mit Fahne!

Weißt du noch: Golfspieln damals mitten in der Stadt?!
Mann, was warn wir voll wie die Haubitzen,
was war ich tagsdrauf derbe platt! So derbe platt…

Uns setckt die Unkonventionalität noch in den Knochen,
die muss raus!
Samstagnachtfünfstundenblüher, oh yeah,
die Bestien gehn aus!

Ganz ab und zu an trüben Tagen
keimt schon auch manchmal die Angst, dass es das jetzt an Party war,
und nicht mehr viel profundes nachkommt;
denn bei Licht betrachtet hat man ja fast alles schon erlebt,
und was noch kommt, das nimmt man gerne mit,
vielleicht noch Kino nach’m Workout im Mac Fit,
und natürlich Kamikaze gegen den Zerfall,
Zum Beispiel an Silvester oder Karneval…

Nee, Silvester feiert heute mancher auch gern mal gediegen.
Wir werden vielleicht nich jünger, doch sind nich so leicht kleinzukriegen!

Weißt du noch, der krasse Rosenmontag letztes Jahr?!
Himmel, was ham wir’s da krachen lassen; Das kannst’e keinem erzähln, der nicht selbst mit am Start war…
nicht selbst mit am Start war…

Die Nacht wird zum Tag gemacht,
im Sommer in Lloret, im Winter in Davos,
Samstagnachtfünfstundenblüher, oh yeah,
die Bestien sind los!

Bürohengst und Bankdiva kriegen Kinder,
denn es war n harter Winter,
außerdem war nicht ganz klar,
was an Gefühlen noch da war.

Das Leben ist kein Wunschkonzert,
nee, echt nicht, eher umgekehrt,
Konzert ist, wenn man trotzdem lacht,
und Wünsche sind, was man selbst draus macht.

Es glimmt nur, was man selbst entfacht,
und wenn’s mal wieder richtig kracht,
gibt’s n Geschwisterchen…

C H A N S O N    Z E I T G E M Ä ß

idioten

Dein müdes Lächeln senkt sich schwer
auf die graue Esstischplatte zwischen uns.
Du schaust zur Decke, dann schaust du nochmal her,
noch n Kaffe? Sonst noch n Wunsch?

Wir Idioten, wir ham soviel verlernt,
wollten immer nur wachsen in den Himmel rein, oder sonst irgendwo hin,
dabei ham wir uns nur immerzu entkernt,
bis wir bis zur Unkenntlichkeit eingeschrumpelt sind.

Dann stehst du auf und du willst gehn,
und mich packt wieder diese unbestimmt Angst;
oh, komm, bleib doch noch n Bisschen, vielleicht bleibt die Zeit ja stehn!
Komm, wir trinken so lang bis du mich nicht mehr sehen kannst!

Wir Idioten, wir ham soviel verlernt,
wollten immer nur fliegen, in den Himmel rein, oder sonst irgendwo hin,br>
dabei ham wir uns nur immerzu entfernt
von uns und von all den andern, die- genau wie wir- längst eingetrocknet sind.

license to live

Ich hab als Kind die Mauer fall’n geseh’n,
ich weiß de facto noch was Trabi-Klopfen heißt.
Mein erstes Eis hab ich noch mit D-Mark bezahlt,
meine Oma war im Widerstand,
mein Leben besteht noch aus Erfahrung,
ich hatt‘ mal’n Wählscheiben-Telefon in meiner Hand!
Ich hab Bin Laden quasi selbst erlegt,
die Existenz war sogar schon mal prekär,
Flüchtlingsströme aus Nord-Afrika ha’m uns fast totgewalzt,
wir hatten noch harten, echten Geschlechtsverkehr –

Also erzähl mir nichts von Krieg, mein Lieber,
du hast doch postwendend die Hosen voll,
wenn dein Chatroom wegen Umbau mal geschlossen hat,
du hast doch keine Vortsellung, wie doll
wir noch geknechtet wurden
von Strebsamkeit und Disziplin,
wir sind die Letzten, die noch wissen, dass Twix mal Raider hieß,
wir waren glückliche Kinder,
und das ganz ohne Halloween.

Die Finanzkrise hat uns fast umgebracht
und die Bomben von den Moslems, die war’n überall,
wir waren alle in Behandlung,
und fast alle mal am Taj Mahal.
Na gut, ich war nie in Sibirien,
aber in Genua 2001,
da war die Welt noch am Pulsieren,
Mensch, was waren wir da jung, verdammt noch eins!
Da war Aids noch gefährlich,
da gab’s noch Unfälle bei Wetten dass..?,
da war youporn irgendwie noch so ehrlich
und bei all dem hatten wir noch so richtig Spaß –

also erzähl mir nichts von Krieg, mein Lieber,
du weiß doch nicht mal mehr, wie Eimer-Rauchen geht,
herrgott, das war’n andres Jahrtausend,
und, ja, Erich von Däniken hat wirklich mal gelebt,
oh Mann, was wir gepeinigt wurden,
von eisenharter Realität,
uh, Alter, was ha’m wir durchgemacht,
’n Wunder, dass man immer noch steht,
oder was meinst du?…

’s is‘ spät geworden

Spürst Du so’n neugieriges Kribbeln auf’n Wangen?
Das bin ich, ich schau Dich an.
Siehst Du mit geschloss’nen Augen so nen gelben Blitzestern?
Das bin ich, ich hab Dich gern.
Hörst Du so’n komisch-schräges Zirpen irgendwo?
Das bin ich, ich sing Dir was vor.
Schmeckst Du was salziges grad jetzt in diesem Augenblick?
Das bin ich, ich weine vor Glück…

Da kann’ste machen was De willst
ich lass Dich nicht mehr geh’n,
Du bist zu lustig, zu lebendig,
bist zu zart, Du bist zu schön.
Falls Dich das nervt, dann lauf ruhig Amok,
jetzt schlaf erst mal schön,
es ist spät geworden.
Und was immer es dann noch zu durchwandern gibt,
ist jetzt grad mal egal,
ich hab Dich lieb.

Spürst Du das Kissen unter Dir und die Decke auf Dir drauf?
Das bin ich, ich pass auf Dich auf.
Siehts Du die Wolke, die aussieht, wie’n Murmeltier?
Das bin ich, ich träum grad von Dir.
Entschuldige, Du musst verzeih’n,
doch ich krieg mich nimmer ein,
was soll ich auch machen?! Jetzt schau Dich doch mal an!
Oh, wie man nur so grienen kann,
is ja schon gut, ich halt mich zurück,
bin schon ganz still
und weine vor Glück…

Da kann’ste machen was De willst…

wenn’s brennt

Einmal ganz vorne steh’n, wenn sie vor die Hunde geh’n
und jaulen, jaulen, jaulen bis der Shot im Kasten ist.
Einmal ganz heldenhaft,
die da oben werden abgestraft,
ach wie hat man Derartiges vermisst?!…
Und es hält sich herzlich jede Hand,
ein warmer Zorn schläft mit dem glasklaren Verstand,
wir sind das Volk und das Volk ist wunderschön,
hier kosten sie die Wut-
ach nein, wie angenehm…!

Sei dabei, sei dabei, sei dabei wenn’s brennt.

Jetzt woll’n wir doch mal seh’n,
wie sich die Winde dreh’n,
wir geh’n nicht, geh’n nicht, geh’n nicht von hier fort bis alles stimmt!
Nur leider ha’m wir im Gefechtsgenuss
vergessen, was denn alles stimmen muss,
ach macht nichts, es ist Abend und wir sind
ziemlich zufrieden, darauf kommt es schließlich an,
wie man sich zornig noch was gutes tuen kann,
wir sind das Volk und das Volk ist wunderschön,
hier kosten sie die Wut-
ach nein, wie angenehm…!

Sei dabei…

jenny

Jenny is schon so richtig in Ordnung,
so mit gutem Herz und Treue und so.
Sie hat n Bissl Probleme mit’m reden,
aber das war ja schon immer so.

Jenny is jetzt genau sechsundzwanzig,
so mit Busen und mit Haaren und mit allem drum und dran,
Jenny macht sich schon auch mal nackig
für den einen oder andren netten, saubren Mann.

Jenny schwingt die Hüften,
jeden Freitag auf’m Starclub-Floor,
irgendjemand wird se heut schon noch pudern,
vielleicht auch würgen, ja gut, das kommt schon auch mal vor.

Oh Jenny, dein Himmel ist recht weit entfernt,
ich kann dir leider nicht versprechen, dass du’s bis dorthin schaffst.
Für dich da ham wir leider nich so viele Türn zur Auswahl;
hintern Herd in Strapsen oder Knast.

Jennys Mama trinkt schon heut auch noch manchmal,
aber lang nimmer so viel, als wie’s mit Jenny schwanger war,
und weil das mit den Kindern halt so’n Ding is
hat Jenny ihrs ganz einfach selber weggemacht.

Und kurz nochmal rüber zu Penny,
um halb acht da will der Papa das Essen auf’m Tisch stehn ham,
wär schon gut, wenn das klappen tät,
sonst muss se da gleich nochmal ran…

Jenny guckt gern Fernsehen,
Jenny fährt gern Bus,
weil man beim Gucken
nich so viel schlucken muss…

Oh Jenny, du hast nich wirklich viel von diesem Leben,
doch jetzt is es, jetzt is es halt mal so.
Es wird stets ein Oben und ein Unten geben,
und jetzt lächel und sei froh!

wanderlust

Dreh nur weiter alles um, stell einafch alles auf’n Kopf,
hör dabei nicht auf zu lächeln, vandaliere ruhig und klopf
immer weiter an die Türe meines kleinen Kämmerleins,
das ich mir, um nicht zerbrechbar, um nicht steuerbar zu sein
einst hingezimmert hab.
Klopf nur an. Tret sie ein und-

und sag mir nur einmal, dass eventuell
die entfernteste Möglichkeit und
Raum und Zeit bestehn, du könntest bleiben,
nur’n Bisschen, dann halt ich für immer meinen Mund.

Red ruhig weiter, halt nich inne, ich will alles hörn und spürn,
dich dabei betrachten, lesen, deine Hände, deine Stirn,
deine Augen; ohne Halten fall ich blind in sie hinein,
falle bis in deine Seele, ganz bedingungslos, ich schein ein wenig verlorn. Keinen Stand. Keinen Boden. Und wart-

auf ein Zeichen, ob eventuell
die entfernteste Möglichkeit und
Raum und Zeit bestehn, du könntest bleiben,
nur’n Bisschen, dann halt ich für immer meinen Mund.

Wenn du bleibst, dann will ich schweigen, oder reden, wie du magst!
Möcht nur auch noch’n Bisschen bleiben, nur noch warten, bis du fragst,
ob wir weiterwandern wollen, komm wir stürmen ohne Plan,
ohne Ziel und ohne Skrupel alle Gipfel-
und fangen endlich an.

catchy tunes dank korsakoff

In meinem Frühwerk konzentrierte ich mich
primär auf Spielarten serieller Musik.
Auch aleatorische Experimente hatte ich sehr lieb.
Minimalistische Klangkonstruktionen bildeten durchaus
einen Teil meines Repertoires.
Eine neoimpressionistische Prise, ein paar Obertöne-
und das war’s.

Das waren tiefseelische Ambitionen,
das kam von ganz tief drin,
das konnte nichts und niemand zerstörn!
Das war die Wahrheit, das waren Visionen!
Das Problem war nur: keine Sau wollt se hörn.

Wie soll man Geist, wie soll man Kunst,
wie soll man artifizielle Avantgarde,
sich abtrainiern, sich zerschmettern, dass man besteht
in dieser blinden, in dieser blinden Gegenwart?!
Wie soll man das meistern, wie soll das alles gehn?1
Doch zum Glück gibt’s eine Lösung für so ziemlich jedes Problem:

Um zehn nen russischen Kaffe,
um zwölf nen Cognac und nen kleinen Gin,
am nachmittag dann Grog mit heißem Tee,
und abends dann Jack Daniels oder Jim Beam.
Und nachts beim siebten Vodka,
diesem lebenselexiergetränkten Stoff,
kommt über mich, was ich so heiß ersehnte:
Catchy Tunes dank Korsakoff.

Die gelben Augen, den zersetzten Magen,
die sind mir scheißegal, die nehm ich mit!
Flüssigen Stuhlgang kann ich zeimlich gut ertragen,
wenn ich doch weiß, dies ist der Pfad zum Glück…

Nen Topf voll russischem Kaffe,
gemischt mit Cognac und n Bisschen Gin,
vielleicht nem Grog, ganz sicher keinem Tee,
zum Würzen etwas Jacky oder Jim Beam.
Oh du, vereehrter Vodka, führ mir zu,
was ich mir Tag für Tag erhoff:
Ein paar Perlen für die Säue,
Catchy Tunes dank Korsakoff.

Kommt, Brüder, lasst das Wasser sein!
den O-Saft soll der Teufel holn.
Dies hier ist unsre Melodie, los, stimmet alle ein!
Was für den Fisch das Meer ist für uns Ethanol.
Des Künstlers reine Seele tausch ich gegen eine Flache Gorbatschow…
ich geh dann schon mal vor und hinterlasse
Catchy Tunes dank Korsakoff.

A U F `S O H R

wenn’s nich‘ wehtut is‘ es nich‘ echt

Arme, Augen und Haare und Ohr’n
und, sicher, klar, ’n Schlüsselbein
wieder mal irgendwo blindlings verlor’n,
wieder gestrandet und wieder allein.

Dein Lachen, Deine Leiste, Deine Küsse und Dein Knie,
verflucht nochmal, es is‘ nich‘ gerecht;
jede Glut wird zu Asche, ich begreif‘ es wohl nie-
wenn’s nich‘ wehtut is‘ es nich‘ echt.

Die Nacht hat sich links, der Gin Tonic sich rechts
bei mir untergehakt, keine Ahnung, ob ich überhaupt noch leb‘,
doch dann werd‘ ich wieder klarer, dann wird mir kalt, dann wird mir schlecht
und ich seh‘ wie ich mich auf die ganze Sadt übergeb‘.

Der Morgen eine Hure und die Sonne ein Barbar,
mal wieder ’n halbes Leben verzecht,
hab‘ vergessen, wer ich gestern noch war-
wenn’s nich‘ wehtut is‘ es nich‘ echt.

Sicher, ich könnt‘ auch leiser singen,
doch wohin dann mit all dem Zorn?
Klar lässt sich’s auch vom nächsten Hochhausdach springen,
doch das entspräche etwas zu sehr der Norm.

Ich brüll‘ und ich krächz‘ so von Bühnen in Gräben,
ach, wie sich die Trunkenheit rächt,
jeder Ton, jeder Klang strebt dem Kollaps entgegen-
wenn’s nich‘ wehtut is‘ es nich‘ echt.

schlechtes koks

Schlechtes Koks und schlechte Parties,
blöde Frau’n und scheiß Musik,
der Rest der Welt, das war’n Delphine im Wasser,
um mich ‚rum war alles Aal in Aspik,
der Wein hat gekorkt und nachts war es kalt,
es ging sowas von überhaupt nix ab,
das war der Sommer 2012, ich wünschte
die Mayas hätten Recht gehabt.

Dort wo früher Freiwild tobte,
ungezähmt und schweißüberstömt,
find‘ ich jezt nur noch ausgepisste Feuerstell’n
und das Wild hat sich schon längst an Käfighaltung gewöhnt.

Da steh‘ ich nun ziemlich verloren ‚rum,
wo sind se alle hin?
Tja, vielleicht einfach weitergezogen,
als ich stehengeblieben bin.

Und das Wasser rauscht und die Sonne scheint,
Schwalben spielen Hasch-mich im Wind,
ach, wenn ich bloß ein Schwälblein wär‘,
weil Schwalben stets flügge sind.
Doch für mich gibt’s leider nichts zu feiern,
unter Arschfalten gefangen sitz‘ ich fest.
Statt Lustgebrüll nur Pfadfinder
mit Gitarre auf der Wiese
und ’ne Lach-Yoga-Gruppe,
die einen voll gern mitmachen lässt.

Schlechtes Koks…

So’n Typ mit langen roten Haaren
spielt Doors-Lieder am Strand.
Neben ihm, das Mädel, das raucht Shisha
und hat ihm was ganz besonderes erkannt.

Und dann schnacken sie noch kurz über Syrien,
der erste Kuss fällt in die Ratlosigkeit,
ob Kashmir jetzt in Tibet liegt,
doch so’n summer of love lässt für die Antwort keine Zeit.

Ich möcht noch einmal 13 sein,
wann macht das Schwimmbad auf?
Hat Betarice schon Brüste,
und steh‘ ich da überhaupt schon drauf?

Eine rauchen im Gebüsch hinterm Kiosk,
ins Cola heimlich Rotwein gemischt.
Oh, du Minenfeld verbot’ner Lüste,
bist mir auf Nimmerwiederseh’n entwischt.

Schlechts koks…